26 September 2006

26.09.2006 Generelle Erkenntnisse

Nach mehr als drei Wochen ist es angebracht, erste Erkenntnisse über das Leben in Litauen zu veröffentlichen.

Alarmanlagen.
Im Schnitt geht alle 10 Minuten eine Alarmanlage der parkierten Autos unterhalb unserer Wohnung hoch. Kein Witz! Ich hüte mich davor, zu nahe an den Wagen vorbeizulaufen, der Lärm geht einem nämlich richtig auf die Nerven. Weil die ganze Zeit die Alarmanlagen hupen und tuten, werden sie gar nicht mehr beachtet. Man könnte jetzt sagen das sei sinnlos. Ist es auch, aber um eine Auto-Versicherung abschliessen zu können muss eine Alarmanlage installiert sein.

Litauische Sprache.
Kurz zusammengefasst: Ziemlich kompliziert. Mittlerweile habe ich drei Litauisch-Lektionen hinter mir, genug um die Stirn zu runzeln. Im Litauischen gibt es sechs verschiedene Fälle, die Zahlen ändern sich nach Geschlecht und man kann hier sogar Vornamen und Städtenamen konjugieren. Bei den Untertiteln im Kino werden sogar die amerikanischen Namen litauisch geschrieben, so wird zum Beispiel aus Bill Clinton Bilas Klintonas. Bei den Nachnamen der Frauen lässt sich der Zivilstand ablesen: -aite für ledig, -iene für verheiratet. Wenigstens kann ich jetzt so tolle Sachen wie „Aš esu iš Šveicarijos“ (Ich komme aus der Schweiz) sagen, wobei „Schweiz“ als solches eigentlich „Šveicarija“ heisst. In der Schule lernen wir extrem hilfreiche Sachen wie „Šitas stalas yra rudas“ (Dieser Tisch ist braun). Eine tolle Zahl wie 666 wird in litauisch zu „šešisimtai šešiadešimt šeši“. Leider kann ich die Aussprache in einem textbasierten Blog nicht gut rüberbringen aber glaubt mir, es klingt toll! Heute habe ich gelernt das mein Geburtstagsmonat August „Rugpjūtis“ heisst und etwa soviel wie „Zeit um den Roggen zu ernten“ heisst. Die Frühlingsmonate (März, April, Mai) besitzen die Namen von Vögeln: Kovas, Balandis und Gegužė. Ich könnte noch ewig weitermachen…
Heute ist Dienstag (Šiandien yra Antradiemis).

Die wirklich wichtigen Dinge im Leben wie Essen oder ein Bier bestellen, „Ich liebe dich“ etc. haben wir jedoch von unseren litauischen Studenten gelernt.

ISM-Studenten.
Ich habe vermutlich schon erwähnt, dass ISM die wahrscheinlich teuerste Uni in ganz Litauen ist. Das hat Folgen: Verglichen mit den Litauern bei ISM sind Murat und ich wahrscheinlich Kirchenmäuse. Beispiel gefällig? Frage an eine Frau: Wie viele Autos besitzt deine Familie? – Ich weiss nicht, vielleicht … sechs? Wir haben uns schon einige Male mit Kollegen von Edita getroffen, diese pflegen jeweils mit einem BMW 535 oder einem Mercedes CLK Kompressor vorzufahren. Wir Schweizer denken immer wir seien ein reisefreudiges Völkchen, doch gegen die Litauer (oder zumindest einem Teil davon) haben wir keine Chance. Erstaunlich viele ISM-Studenten waren zum Skifahren schon in St. Moritz oder in der Schweiz generell, beinahe jeder war schon in London oder irgendwo in den USA, zum Teil gleich mehrmals. Man muss den Litauern aber auch ein „Kränzli“ winden: Sie sind sehr offen, herzlich und kontaktfreudig und interessieren sich stark für die Erasmus-Studenten.

Bier.
Nach dem ich nun die wichtigsten Biermarken durchgetestet habe meine persönliche Rangliste:
1. Švyturys
2. Utenos
3. Kalnapilis
4. Horn

So nebenbei: Die Standardgrösse für Bier in Litauen ist ein Kübel, d.h. 0.5 dl. Eine Stange (0.3 dl) kriegt man nur auf spezielles Verlangen.

Bettler.
In den Fussgängerzone und den Strassencafés lungern eine Menge bettelnder Menschen herum, ältere Frauen die für Medizin betteln, Kinder die Blumen verkaufen wollen sowie diejenigen, die einfach nach Kleingeld fragen. Die Litauer sind recht spendabel, obwohl sie wissen, dass die meisten Bettler nicht ehrlich sind. Leider weiss ich nicht wie Edita’s Standardspruch „Ich bezahle nur mit Kreditkarte“ auf litauisch heisst.

Öffentlicher Verkehr.
In Litauen kauft man seine Bustickets normalerweise an einem der unzähligen Kioske oder direkt beim Fahrer. Preise: 1 Fahrt 90 Centai, für Studenten 45 Centai. Die Fahrzeugflotte reicht von 30-jährigen Trolleybussen mit undichten Türen bis zu absolut modernen Nahverkehrsbussen. Eine Lektion haben Murat und ich aber schon gelernt: Auf den Anzeigeschildern der Busse stehen immer die Start- und die Zieldestination. Wir wollten zum Supermarktkomplex Mega und stiegen in einen Bus ein, der mit Mega beschriftet war und fuhren – nur leider eine halbe Stunde in die falsche Richtung. Wohl oder übel mussten wir zurückfahren, so dauerte unsere Reise zu Mega statt ca. 25 Minuten eineinhalb Stunden…

Momentan fällt mir gerade nichts mehr ein über die Unterschiede zwischen der Schweiz und Litauen. Es folgt aber sicher noch mehr.

23.09.2006 Russen-Disko

Ein gemächlicher Samstagnachmittag: Ausschlafen, danach ein Spaziergang mit meinen Erasmus-Studenten (Céline, Eléonore, Maud, Audrey, Murat und irgendeinem spanischen Carlos) durch Kaunas, inklusive Burg und Aleksotas-Hügel. Danach gingen wir ins Ramzis II, einer ägyptischen Bar in der Altstadt, um ein bisschen zu entspannen, Wasserpfeife inklusive.

Die humpelnde Kristina gesellte sich auch noch zu uns (sie stürzte am Abend zuvor in der Disco von einem Tisch und verstauchte sich eine Zehe – ich war nicht dabei!) und überraschte uns mit einem tollen Vorschlag: Sie kenne einen Club in dem nur russische Musik gespielt wird, wir könnten ja mitkommen. Mich reizte der musikalische Aspekt ungemein, meine Vorstellungen von diesem Club hatten mit der Realität jedoch rein gar nichts gemein…

Ich dachte an einen verrauchten Pub voll alkoholisierter Litauer, die zu irgendwelchen populären Russen-Liedern grölen – was aber nicht der Fall war. Das „Metelica“ ist eine Nobeldisco mit Tanzfläche und Salontischchen, Neonlicht und reservierten Leuten. Durch die Kontakte von Kristina durften wir gratis in die Disco, natürlich nicht ohne obligatorischen Sicherheits-Check. Als Begrüssung ein Gläschen Wodka, danach nahmen wir in der VIP-Lounge im zweiten Stock Platz, um standesgemäss über dem Pöbel zu thronen. Unter dem Neonlicht gab’s wiederum 40%igen Wodka mit Melonensaft. Ich weiss ja nicht was in diesem Melonensaft steckte, jedenfalls war er gut genug um den Wodka zu neutralisieren und trinkbar zu machen. Die russische Musik war leider ziemlich lasch, darum machten wir uns ca. eine Stunde später schon wieder auf die Socken. Wir mussten zum Glück nichts bezahlen, ich habe zwar keine Karte gesehen, aber das Ganze sah ziemlich teuer und deluxe aus.

Ich war froh, raus aus den Schickimicki-Laden und wieder auf der Strasse zu sein. Als Gute-Nacht-Geschichte ging es noch kurz zu Pizza Jazz und der Samstag war schon wieder um.

23 September 2006

22.09.2006 Die Slowakei feiert

Heute Freitag hatte Kate Geburtstag, d.h. sie hat eigentlich am Montag Geburtstag. Grund genug für eine Party. Und eigentlich heisst Kate ja Katharina Hrasnova, aber ihr gefällt Katharina nicht so.

Die ISM-Studenten besitzen einen eigenen Partyraum in der Uni, sogar mit Tischtennistisch (was für ein Wort). Dort fand die Geburtstagfeier statt, Schwarzwäldertorte und Kozel-Bier. Matej und Kate sind der Meinung das litauisches Bier nicht gegen slowakisches Bier ankommt und spendierten allen eine Testrunde.

Während der Feier tauchten dann noch andere Studenten auf, darunter Julia aus Österreich. Sie studiert und lebt in Wien, ihre Familie kommt aber aus Innsbruck („Innschbrukk“) und Rankweil (!). Die Welt ist schon klein…

Nach der Feier bildeten Kate, Matej, Mathieu, Maud, Ruta und ich die Anti-Disco-Koalition und gingen in den Pub. Toller Abend, nur diesmal leider kein Sänger auf der Toilette im Fortas.

21.09.2006 Elch-Test

Am Donnerstag kamen 40 (!) Schweden und Schwedinnen auf Besuch zu ISM. Wir Erasmus-Studenten wurden angefragt, ob wir am Abend auch an der Party teilnehmen wollten. So kam es, dass sich eine Horde Schweden und ungefähr 20 Studenten von ISM in den „Naktinis Klubas“ (Disco, Nachtclub) Siena (Wand) begaben. Wir vielleicht an den vielen () merkt, habe ich schon meine ersten beiden Lektionen in litauischer Sprache hinter mir. Doch dazu später mehr. Zurück zur Elch-Power: die Schweden studieren alle an der (Luc aufgepasst!) Universität von Kalmar, im Südosten von Schweden. Ein Vorteil für mich, so konnte ich allen auf die Nase binden das ich schon einmal dort war, wenn auch nur für einige Stunden. Immerhin.

Ich bin ja nicht der typische Discogänger, darum habe ich mich bis jetzt gedrückt, in die Disco zu gehen. Am Donnerstag war ich also zum ersten Mal im Siena. Neben der absurden Tatsache, dass Mantas für 60 Personen nur drei Tische reservieren konnte fand sich meiner Meinung halb Kaunas an diesem Abend in der Disco ein. Totally overcrowded. Nun verstehe ich warum die Litauer so gerne tanzen gehen: Wenn man keinen Platz hat um seine Arme und Beine zu bewegen ist es auch nicht schwierig zu tanzen…

Die Schweden zogen eine Riesenshow ab, es war irgendwie ähnlich wie im Fanblock des FC St. Gallen. Die Schweden besitzen nämlich ein eigenes Universitäts-Lied, welches sie mit Inbrunst herumbrüllten, inklusive Anheizer etc. Eine Gruppe Litauer hielt tapfer dagegen und konterte mit Liedern über Kaunas und weiss ich nicht was. Beeindruckend laut.

By the way: Wir sind immer noch in unseren „alten“ Wohnung. Angeblich dauert es nur noch eine Woche bis wir in unsere neue Wohnung einziehen können. Ich bin mir da noch nicht so sicher…

20 September 2006

15. – 17.09.2006 ISM-Ausflug an die Kurische Nehrung

Am Freitagabend brachen wir unter der Leitung von „basically“-Mantas per ÖV auf, um die Kurische Nehrung zu entdecken (Mantas ist der International Students Coordinator und in jedem zweiten Satz versteckt er irgendwo das Wort „basically“). Es dauerte etwas über drei Stunden, bis wir in Palanga, einem Ferienort an der litauischen Küste ankamen. Zuerst bezogen wir unsere Unterkunft, so eine Art Hostel, die Übernachtung in Doppelzimmern kostete 12 Litas pro Person und Nacht, d.h. also ca. 6 Franken. Dementsprechend war auch der Zustand des Hostels, komplett aus Holz und mit Sanitäranlagen, die vermutlich auch zu Sowjet-Zeiten nicht besser ausgesehen haben. Bewundernswert war die Tatsache, dass in den Zimmern und draussen ziemlich die gleiche Temperatur herrschte – es war wirklich kalt! Man hätte auch die Fenster abmontieren können, bei soviel Durchzug hätte es auch keine Rolle gespielt…

Zum Aufwärmen gingen wir zuerst Abendessen. Palanga ist als Urlaubsort im Sommer sehr beliebt, nicht nur bei den Litauern, sondern auch bei den Russen. Um diese Jahreszeit ist die Saison schon vorbei, nur noch etwa die Hälfte der Restaurants und Nachtklubs waren noch geöffnet. Es war ein komisches Gefühl, am Freitagabend durch die beinahe menschenleere Fussgängerzone zu spazieren und sich dabei erzählen zu lassen, dass in der Hochsaison ein Durchkommen ohne Rempeln gar nicht möglich ist. Wir spazierten nach dem Essen ans Meer, respektive auf den Pier. Es war sehr schön – und sehr kalt. In meiner Vorfreude über ein traumhaftes Wetter am Wochenende wählte ich meine Garderobe vielleicht ein bisschen zu optimistisch, trotz meines „Neopren“-Pullis.

Danach gingen alle schlafen, todmüde von der langen Busfahrt. Ich teilte mir mein Zimmer mit Mathieu – Bingo! – aus Frankreich. Vielleicht ist noch anzumerken, dass ich wohl der einzige war, der in dieser Nacht gut geschlafen hatte, das Bett war im Gegensatz zu meinem Pseudo-Bett-Schlaf-Couch-Möbelstück in Kaunas weich und die Decke ausreichend lang. Der nächste Morgen begann mit der Ausgabe aller möglichen Medikamente und Mittelchen gegen Husten und Erkältung…

Am Samstag fuhren wir nach dem Frühstück zuerst einmal nach Klaipeda, dem einzigen eisfreien Hafen von Litauen, dem einzigen Hafen wirtschaftlicher Bedeutung überhaupt. Von dort setzten wir mit einer Fähre auf die Kurische Nehrung, genauer gesagt nach Smyltine über. Die Kurische Nehrung ist eine 98 km lange Halbinsel mit Sanddünen (Mehr Infos hier).

3,2

Mit einem Bus fuhren wir mit einem rasend hohen Tempo nach Nida (der Chauffeur muss Formel-1-Fan sein…). Danach kraxelten wir auf der grossen Düne von Nida herum, obwohl das ja eigentlich verboten ist, aber in Litauen beachtet man die Gesetze nicht immer so genau. Wir hatten eine Menge Spass, das Wetter war perfekt und keine einzige Wolke war am Himmel zu sehen!

Schliesslich kehrte die ganze Meute wieder via Klaipeda nach Palanga zurück, kurz einkleiden im Eisschrank und ab ins Nachtleben. Leider war die einzige Disco, die länger als bis um 1 Uhr auf hatte so eine Art Country Saloon. Ein Cowboy als Conferencier, Versteigerung von Getränken, Lotterie, Tanzspiele, litauische Disco-Folk-Lieder… Ein ziemlich schräger Abend.

Am Sonntagmorgen hatte ich den besten Apfelkuchen meines Lebens gegessen, und zwar im CiliPicca! Er kostet zwar ein kleines Vermögen (7 Litas), ist aber wirklich köstlich. Ansonsten nichts Neues, rumspazieren in Palanga und heim nach Kaunas. Wieder ein Wochenende vorbei!

15 September 2006

15.09.2006 Auf Besichtigungstour

Der letzte Grund schliesslich ist das zeitraubende Besichtigen leer stehender Wohnungen in Kaunas. Der Sachverhalt ist ziemlich kompliziert, ich versuche es trotzdem zu erklären. Wie schon erwähnt wohnen wir zurzeit temporär in einer anderen Wohnung, da unsere eigentliche Wohnung renoviert wird. Gemäss unserer Vermieterin könnten wir dieses Wochenende umziehen. Und hier kommt eine weitere Person ins Spiel, ich nenne ihn einfach mal „den Bauleiter“. Er ist verantwortlich für die Renovation der Wohnung. Diese ist natürlich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fertig. Problematisch ist nun, dass in unsere aktuelle Wohnung nächste Woche zwei Spanier einziehen.

Der Bauleiter spricht ausser litauisch und russisch überhaupt keine andere Sprache, lässt uns aber ausrichten dass er für uns auf eigene Faust eine Wohnung suchen wird. Heute zeigte er uns eine neue Wohnung, topmodern und absolut auf westlichem Standard, Fernseher, Einbauküche und zwei Betten. Leider stehen die beiden Betten im gleichen Zimmer und es ist kein zweites vorhanden…

Da der Bauleiter im Zugzwang ist und daher unsere Verhandlungsposition besser ist, haben wir ihm mit Händen und Füssen zu verstehen gegeben das wir die Wohnung nicht akzeptieren werden. Ein Vorteil für beide Parteien ist das beide in ihrer Sprache fluchen und lästern können, ohne dass das Gegenüber irgendetwas versteht. Seinen Seufzern zu Folge hätte uns der Bauleiter wohl am liebsten zum Teufel geschickt. Via Drittperson am Mobiltelefon als Dolmetscher haben wir ihm unsere Position klar gemacht.

Zwei Stunden später ist der Bauleiter wieder auf der Matte, die nächste Wohnung folgt. Diesmal ein Volltreffer: ein Schlafzimmer, zwei Fernseher, Badezimmer und Waschmaschine komplett neu, Küche perfekt, alles sauber. Im Wohnzimmer gibt es eine Art Auszieh-Couch, was unser 2-Männer-1-Zimmer-Problem auch löst. Sogar eine rudimentär deutsch sprechende Coiffeuse (oder Friseuse?) ist vor Ort. Internet und Schlüsselkopien müssen wir dieses Mal nicht selber organisieren.

Gabriele, die Vermieterin, ist im Ausland und darf vom ganzen Tohuwabohu nichts mitkriegen. Für sie ist unsere eigentliche Wohnung nämlich fertig und bezugsbereit. Ich nehme mal an, dass der Bauleiter für Gabriele üblicherweise die Organisation der Handwerker und Koordination etc. übernimmt und sich fürchtet, von Gabriele keine Aufträge mehr zu erhalten. Darum spielen wir das Spiel mit. Immerhin stecken der Bauleiter und Gabriele’s Mutter unter einer Decke…

Wie lange wir in unserer „zweiten“ Wohnung bleiben werden weiss im Moment niemand so genau, zwischen zwei und vier Wochen wahrscheinlich.
Ziemlich kompliziert.

Gleich brechen wir auf zu eine zweitägigen Trip an die Küste: Klaipeda, Palanga, Nida und die Kurische Nehrung. Auf Wiedersehen!

11. – 15.09.2006 Erste (Schul-)Eindrücke

Die Ereignisse überstürzen sich hier, ich finde kaum Zeit meinen Blog zu tippen… zu den Ursachen aber später. Eine Ursache ist der Schulbeginn letzten Montag. Ich kann noch nicht allzu viel sagen über das Niveau etc., die Dozenten machen jedoch einen guten Eindruck und sprechen auch ein akzeptables Englisch. Anders als an der FHS befinden sich hier in einem Hörsaal zwischen 50 und 70 Studenten. Mein Stundenplan ist auch in Ordnung. Nächsten Montag präsentieren wir schon unsere erste Mini-Gruppenarbeit. Immerhin.

Ein weiterer Grund für den Zeitdruck sind die vielen Partys für die Studenten. Socializing ist angesagt und jede Party bietet die Möglichkeit, Leute neu oder besser kennen zu lernen. Diese Chancen müssen natürlich genutzt werden! Am Mittwoch war im Fortas Pub Live-Music auf dem Programm, aber nicht nur auf der Bühne. Ein Sänger verkroch sich mit seiner Gitarre in den Untergrund, besser gesagt zu den Toiletten. In einem schmalen Gang zwischen den Toiletten gab er ein feines Akustik-Konzert, leider bot der „Konzertsaal“ nur Platz für ca. 10 Personen. Am besten gefiel mir eine Version von „Highway to hell“. Der Sänger sang die Strophen zwar in litauisch, anhand den Wortfetzen und dem allgemeinen Gelächter mussten die Texte irgendwas mit den Toiletten und allem was dazugehört zu tun haben.

11 September 2006

10.09.2006 Zeppeline

Heute startete der von ISM organisierte Trip nach Vilnius und Trakai. Erste Station war Vilnius und es folgte ein Stadtrundgang mit Touristenführerin. Danach gingen wir ausserhalb von Vilnius in ein traditionell litauisches Restaurant essen. Ich bestellte mir das Nationalgericht Litauens, Cepeliniai (Zeppeline). Dabei handelt es sich um mit Hackfleisch gefüllte Kartoffel-Dinger. Obwohl das Kartoffel-Rundherum eine Konsistenz wie eine Stocki-Klebstoff-Verbindung besitzt und dazu in einer ölig-wässerigen Sauce schwimmt war es lecker. Wie mir alle Litauer zuvor schon versicherten liegen Cepeliniai ziemlich schwer im Magen…

Weiter ging es nach Trakai. Trakai ist ein kleines Städtchen dessen Hauptattraktion eine Burg ist, die fast komplett von umliegenden Seen umgeben ist. Das ganze Gebiet um Trakai besitzt den Status eines Nationalparks, viele Seen und viele Wälder. Scheint sehr hübsch zu sein, leider hatten wir nur Zeit für die Burg und eine einschläfernde Führung. Danach ging es zurück nach Vilnius und Kaunas.

Trakai Island Castle #3

Mit Schrecken musste ich heute feststellen, dass ich kaum mehr in der Lage bin, ein sauberes Hochdeutsch hinzustammeln. Die Austauschstudenten von ISM Vilnius beteiligten sich auch am Ausflug und darunter befanden sich auch zwei Deutsche. Schlimm was eine Woche Kauderwelsch-Englisch alles anrichten kann…

Morgen beginnt das Studium. Arrgh!

09 September 2006

08.09.2006 Begrüssung auf litauisch

Abends fand die offizielle Willkommensparty von ISM statt. Zuerst mussten alle Studenten das litauische Begrüssungs-Ritual absolvieren: Ein kleines Glas Wodka trinken und danach in Salz getauchtes Schwarzbrot essen. Nicht schlecht, ein bisschen salzig (Erinnerungen an das mexikanische Bier kamen hoch). Danach Kennenlern-Spiele auf Kindergarten-Niveau, wer mich kennt weiss wie sehr ich solche Spiele schätze…

Später ging es weiter zu einem Pub namens Fortas (Festung). Eine tolle Kneipe, ein bisschen wie der Schlüssel in Altstätten, dunkles Holz, Live-Musik und sogar Guinness! Doppelt so teuer wie normales Bier, aber man gönnt sich ja sonst nichts. Der Abend war aus meiner Sicht ein Erfolg, ich habe wieder einige Leute mehr kennen gelernt, unter anderem Sharas, der die gleiche Musik zu lieben scheint wie ich. Und dann war der erste „richtige“ Ausgang in Litauen auch schon bald zu Ende.

08.09.2006 Bowling, Klappe die 2te

Für diesen Tag hatte Mantas von der Studentenorganisation einen kleinen Ausflug zu „Mega“ geplant, einer Shopping Mall in der Nähe von Kaunas. Das Vorhaben wurde ein bisschen schlecht kommuniziert, ausser uns zwei tauchten nur Cees (sprich „Keis“) aus Holland und Maud aus Frankreich auf. Fünf ISM-Studenten für vier Erasmus-Studenten. Zwei Erkenntnisse aus dem Einkaufszentrum: Kleider kosten gleich viel wie in der Schweiz und bei CiliPicca sind die Menükarten zweisprachig.

Danach wieder einmal eine Runde Bowling. Ich glaube ich werde meine Bowling-Fähigkeiten in Litauen noch einiges verbessern können, bei stetem Training…
Darauf lud uns Dalia zu ihr nach Hause ein. Ein Dachshund und ein Leguan warteten auf unsere Bekanntschaft. Irgendwie lustig, schräges Haus, Swimming Pool, grosse Räume. Als Kontrast eine Küche, die in jedem IKRK-Notlager ausgemustert werden würde und Party-Klapptische im Ess- und Wohnzimmer.

07 September 2006

06.09.2006 Fussball regiert

Wir hatten vereinbart, dass jene die Lust hätten sich am späteren Nachmittag treffen würden, um zusammen in eine Bar zu sitzen. Gekommen sind schlussendlich nur Cees aus Holland und drei litauische Studentinnen. Wir brachten uns vor den schottischen Dudelsäcken in Sicherheit und schauten uns das Fussballspiel in einer Pizzeria an. Litauen wird dominiert von den beiden Pizza-Ketten CiliPicca und Pizza Jazz, und überhaupt wird hier die Pizzeria-Dichte höher sein als in Italien. Drei Bier und eine Pizza: 10 Franken.
Litauen – Schottland 1 – 2.

06.09.2006 ISM Introduction week

Heute begann die Einführungswoche an unserer Universität. ISM (International School of Management) ist eine Privatuniversität und besitzt einen ausgezeichneten Ruf. Sie ist auch eine der teuersten Universitäten in Litauen überhaupt. Unsere Introduction week glich mehr einer Introduction hour, die Universität jedenfalls ist topmodern und macht einen guten Eindruck. Am Freitag wird eine Willkommensparty stattfinden und am Sonntag gibt’s einen Ausflug nach Vilnius und Trakai.

ISM

Auch haben wir heute zum ersten Mal unsere Mitstudenten kennen gelernt, zumindest die, die anwesend waren. Sieben Studenten aus Frankreich (!), zwei aus der Slowakei, je ein Studierender aus Holland und Belgien sowie wir zwei Schweizer. Die drei Türken und zwei Spanier haben’s noch nicht nach Kaunas geschafft.

Für Murat und mich ging es danach auf eine Odysee in Kaunas. Zwei Studentinnen von ISM sollten uns helfen, einen Schlüsselmacher zu finden, da wir zurzeit nur einen Satz Schlüssel für die Wohnung besitzen. Betonung auf sollten. Immerhin die erste Möglichkeit, mit dem Funikulierius, einer uralten Standseilbahn zu fahren. Die Odysee dauerte ungefähr eine Stunde, als wir unser Schlüsselkopien schon hatten entdeckten wir in unmittelbarer Nähe der Universität einen weiteren Schlüsselmacher… In Litauen schauen die Schlüsselmacher jedoch nicht aus wie Mr. Minit.

05.09.2006 Indiana Jones & Staatsbesuch

Am Morgen danach betrieben Murat und ich ein bisschen Sightseeing in Vilnius. Verglichen mit Kaunas ist Vilnius einiges moderner und europäischer, man merkt deutlich das hier mehr Touristen verkehren. Wir verschafften uns einen Überblick über die Stadt auf dem Gediminas-Turm im Zentrum von Vilnius.

Gediminas Tower

Zurück auf dem Kathedralenplatz (Katedros aikštė) kamen wir in den Genuss eines besonderen Schauspiels. Wir waren schon zuvor an diesem Platz vorbeigekommen und einige Soldaten übten, eine Flagge am Fahnenmast aufzuziehen. Also wir also wieder zurückkamen war der ganze Platz übersät mit Militärs, Bodyguards, Polizei und Schaulustigen. Wie es der Zufall so will trafen sich genau zu dieser Zeit die beiden Staatspräsidenten von Polen und Litauen auf dem Kathedralenplatz. Das Ganze war ziemlich pompös: Militärparaden, Marschmusik gespielt vom Militär beider Länder, unzählige Salutschüsse, Exerzierformationen usw. Die polnische Militärmusik unterstrich den feinen Anlass mit den Titelmelodien von Indiana Jones und StarWars, was zugegebener Massen ein bisschen lächerlich wirkte, aber wer erlebt schon solch einen Staatsbesuch in der Schweiz?

Two flags

Am Nachmittag stiess Edita zu uns und wir fuhren zum Fernsehturm von Vilnius. Er ist 326 m hoch, mit einem Lift kann man zur „Milchstrasse“ (Paukščių takas) fahren, einer Bar auf 165 m Höhe. Der Turm wurde zwischen 1974 und 1980 erbaut und das Foyer sowie der Lift sehen aus wie eine Sowjet-Zentrale in einem älteren James-Bond-Film. Aus dieser Höhe erkennt man, dass Vilnius zwischen riesigen Waldflächen eingebettet ist, ausserdem gibt es viele hässliche Plattenbauten zu bestaunen. Danach fuhren wir weiter zur Akropolis, einem riesigen Einkaufszentrum ausserhalb von Vilnius. Wenn ich riesig meine ist es auch riesig: der ganze Komplex befindet sich auf einer Fläche von 108'000 m2! In der Mitte der Shopping Mall befindet sich ein Eishockey-Feld und man kann bequem vom Café aus dem Treiben auf dem Eis zuschauen. Danach fuhren wir per Bus zurück nach Kaunas.

TV Tower

06 September 2006

04.09.2006 Vilnius

Vilnius ist etwa 100 km von Kaunas entfernt. Es lief jedoch nicht alles wie geplant. Der letzte Bus fährt unter der Woche dummerweise schon um 21 Uhr, dadurch hätten wir ungefähr 15 Minuten Aufenthalt gehabt. Wir entschieden uns, in einem günstigen Hotel zu übernachten, dieses war jedoch nicht so leicht zu finden. Am Ziel mussten wir das Zimmer wechseln, weil man die Zimmertüre auch öffnen konnte, wenn sie abgeschlossen war.

Nach diesen Anfangsschwierigkeiten assen wir in einem sehr stilvoll eingerichteten traditionellen Restaurant, Audrius war mittlerweile auch anwesend. Ich gönnte mir eine Pilz-Creme-Suppe abgefüllt in ein Kümmelbrot, ziemlich witzig.

Weiter ging’s in die SkyBar im 22. Stock des Reval Hotel Lietuva. In der SkyBar kostet alles doppelt so viel wie üblich (also soviel wie in der Schweiz), dafür wird man mit einer wundervollen Aussicht auf Vilnius (by night) belohnt. Wirklich toll!

04.09.2006 Die Schotten kommen!

Langsam stellt sich schon ein gewisser Tagesablauf ein: Aufstehen, frühstücken, ins Café sitzen und surfen, einkaufen, in der Stadt rumlaufen. Gerade bei letzterer Tätigkeit fallen einem die vielen blassen Männerbeine und Karo-Muster auf. Die Schotten sind da! Seit Samstag wimmelt es in Kaunas von Bier trinkenden, Kilt tragenden Fussballfans. Die litauische Nationalmannschaft spielt am Mittwoch gegen das schottische Fussball-Nationalteam, hier in Kaunas. Röcke kombiniert mit Männern fallen einfach auf.

Murat and the Scots

Gegen Abend fuhren wir mit Edita nach Kauno Marios, einem Stausee in der Umgebung von Kaunas. Die haben dort sogar einen „Yacht Klubas“. Danach hatte Edita eine glorreiche Idee: Sie würde per Auto nach Vilnius (die Hauptstadt) fahren, wir könnten ja mitkommen, dort etwas trinken und danach mit dem Bus nach Kaunas zurückfahren. Spontan sagten wir zu.

Kauno Marios

04 September 2006

03.09.2006 Nach mir die Sintflut

Heute ist auch Murat in Litauen angekommen. Wir sind zu dritt etwas trinken gegangen, wobei uns Ieva (Eva) Gesellschaft geleistet hat, eine Freundin von Edita und auch ISM-Studentin. Am morgen war das Wetter wunderschön, während wir jedoch aus waren zog ein Gewitter auf und der Himmel öffnete die Schleusen. Ich weiss nicht ob die hier in Litauen ein Kanalisationssystem für Meteorwasser haben, jedenfalls konnte ich keinen einzigen Gully auf der Strasse entdecken. Und das hat Folgen! Wegen des heftigen Regens fuhr uns Ieva zurück zu unserer Wohnung. Wenigsten weiss ich jetzt, wie Noah sich gefühlt haben muss, als er seine Arche baute. Die Pfützen, die sich auf den Strassen bilden sind so gross, dass das Wasser der vorbeifahrenden Autos bis an die Mauern der Häuser spritzt, obwohl sich dazwischen ein Gehweg befindet. Meiner Meinung nach empfiehlt sich für Fussgänger Vollkörperregenschutz, jedenfalls bei heftigem Regen…
Obwohl uns Ieva darauf aufmerksam gemacht hat, dass bei so viel Wasser eventuell der Motor absterben könnte sind wir heil zu hause angekommen.

Abends sind wir mit Edita und einigen ihrer Freunde (Vaidas, Karolis, Kristina und Ieva) losgezogen. Wir sind bowlen gegangen, sehr geil. Dazu gab’s als kleinen Snack etwas Ähnliches wie Speck und dazu einen Dip. Edita hat mir hinterher gesagt, dass es sich um Schweineohren handelt. Nun ja, man muss ja alles einmal probiert haben.

Danach ging es kulinarisch mit einer Thunfisch-Pizza gemässigter weiter, wir haben dazu aber „mexikanisches“ Bier bestellt. Wobei das Bier an sich litauisch ist, das Glas wird mit einer Salzkruste verziert und folglich ist es mexikanisch. Ist jedoch nicht unbedingt zu empfehlen, diesen Salzgeschmack wird man kaum mehr los…

03 September 2006

02.09.2006 Erster Tag in Kaunas

Nach dem ich zuerst einkaufen ging und danach gefrühstückt hatte ging der Hobby-Fotograf mit mir durch und ich schickte mich an, Kaunas auf eigene Faust zu erkunden. Natürlich zog es mich zuerst Richtung Altstadt und zum imposanten Rathaus von Kaunas, dass wegen seines 53 m hohen Turms auch „Weisser Schwan“ genannt wird.
Es ist Samstag und da die Litauer gute Katholiken sind, wird natürlich auch anständig geheiratet. Rund um das Rathaus und die umliegenden Kirchen habe ich innert wenigen Minuten nicht weniger als sieben Stretch-Limousinen und fünf Brautpaare inklusive Hochzeitsgesellschaft gezählt! Es heisst ja, wenn zwei Bräute sich begegnen bringe das Unglück. Nun ja, würde das stimmen wäre Kaunas wohl ein sehr Unheil bringendes Pflaster…

Danach ging ich auf den Aleksotas-Hügel um mir einen „schönen Überblick“ über die Altstadt zu verschaffen. Naja, auch ein Baedeker-Reiseführer kann mal ein bisschen übertreiben. Danach lief ich den Ufern der beiden Flüsse Nemunas und Neris entlang, die direkt bei Kaunas zusammenfliessen. Danach kurz an der Burg vorbei und nachmittags das Treffen mit Edita. Sie war ganz schön baff als ich ihr von meiner Tour erzählte und konnte ihr Sightseeing-Programm über den Haufen werfen.

Sobor

Nach dem Treffen habe ich die letzten Sonnenstrahlen ausgenutzt um den „Sobor“, eine russisch-orthodoxe Kirche zu fotografieren, natürlich ist jetzt katholisch. Danach klapperte ich verschiedene Bars nach Wireless LAN, ich habe auch eine gefunden, leider funktionierte das Ganze jedoch nicht. Nichtsdestotrotz wurde ich mit der Erkenntnis belohnt, dass englische Wörter bei einem Grossteil des Service-Personals nur Achselzucken auslöst. Der Anfänger-Kurs in litauischer Sprache wird wohl wirklich nötig!

02.09.2006 Preise

Um euch ein bisschen neidisch zu machen ein kleiner Preisvergleich:

1 Teller Pasta = 8.90 Litas = 4.45 Franken
1 Schachtel Barclay = 5.00 Litas = 2.50 Franken
1 SIM-Card = 0.89 Litas = 0.45 Franken
1 Kübel Bier (0.5 dl) = 4.90 Litas = 2.45 Franken

(Sorry für die krude Darstellung, irgendwie klappt das mit den Tabulatoren nicht so richtig.)

Das Umrechnen ist ziemlich einfach, man kann den Schweizer Franken einfach durch 2 teilen. A propos Währung: Edita hat mir erzählt, dass die 10-Litas-Note weltweit und vor allem in Grossbritannien bei Homosexuellen sehr beliebt sei. Grund: Es ist die einzige Note weltweit, auf der zwei Männer abgebildet sind.

02.09.2006 Telefonas

Telefonas #2

Ich besitze nun eine litauische Mobile Nummer: 0037 064638079.
Ausserdem haben es mir die litauischen Telefonzellen angetan, sie erinnern mich ein bisschen an jene aus England.

01.09.2006 Unterwegs

Check-In: „Mier händ für Sie zwai Fenschterplätz reserviert, isch das in Ordnig für Sie?“

Die übertriebene Freundlichkeit der Swiss-Hostessen ist wirklich einmalig. Jedenfalls machte ich von der angebotenen Aussicht reichlich Gebrauch. Zuerst jedoch zu meiner Reise als solches: Von Zürich mit Swiss nach Kopenhagen und danach mit AirBaltic nach Vilnius. Alles hat reibungslos geklappt, sogar der Koffer hat es dieses Mal zeitgleich zum Bestimmungsort geschafft!

In Zürich erhielt ich noch eine Sonderbehandlung, Luc hatte gerade Dienst und liess es sich nicht nehmen, mich mit seinem Auto persönlich zum Flugzeug zu bringen. Tolles Erlebnis, es ist trotzdem ein seltsames Gefühl, alleine auf dem Rollfeld zu stehen und zu warten, bis die Crew mit ihren Vorbereitungen fertig ist. Jedenfalls war ich ca. fünf Minuten vor allen anderen Passagieren im Flugzeug und hatte genug Zeit, mich einzurichten.

Zum Glück spielte das Wetter mit und ich genoss die Sicht auf Litauen aus der Vogelperspektive, insbesondere die auf den Fluss Nemunas, der sich dank der Sonne wie ein glänzendes Band präsentierte. Erster Eindruck von Litauen: flach (wirklich flach, der höchste Hügel ist 293 m hoch!), viel Wald, viel grün, wenig Besiedelung.

In Vilnius traf ich meinen Buddy Edita und ihren Verlobten Audrius (sprich Oudrüs) wieder. Danach fuhren wir von Vilnius nach Kaunas und ich konnte die ersten Eindrücke von Litauen „am Boden“ sammeln. Die 30 Franken für einen Internationalen Führerausweis habe ich wohl für die Katz ausgegeben. Ich werde mich wohl kaum je ans Steuer eines Fahrzeugs wagen!
Zitat Audrius: „Lithuanian drivers drive like the wanna kill someone.“
Zitat Edita: “When they don’t drive too fast, their drunk.”

My current flat

In Kaunas angekommen suchten wir zuerst meine (und Murat’s) Wohnung auf. Sie liegt an der Laisvés aléja, einer 1,6 km langen Fussgängerzone im Zentrum von Kaunas. Sie wird jedoch nur für ca. zwei Wochen unser zuhause sein, danach ziehen wir in unsere „richtige“ Wohnung um, die jedoch zurzeit noch renoviert wird. Die liegt auch gleich um die Ecke, ca. drei Gehminuten zur ISM Universität. Audrius erwähnte, dass man momentan ein halbes Jahr warten muss, um einen „guten“ Handwerker für eine Reparatur/Renovation zu kriegen. Die sind nämlich alle damit beschäftigt, neue Gebäude hochzuziehen. Soviel zum Thema „Konjunktur im Ostblock“. Habe ich erwähnt, dass meine Vermieterin Gabriele Lencina und ihr Mann Profi-Tennisspieler sind und die Hälfte der Zeit in Deutschland und Spanien verweilen?

Danach gingen wir zu dritt essen und anschliessend auf einen Schlummertrunk, danach war ich wirklich müde und musste zuerst einmal eine Mütze Schlaf bekommen.