24 Dezember 2006

24.12.2006 Fröhliche Weihnachten

Hallo zusammen!

Ich wünsche euch allen schöne Weihnachten und tolle Festtage! Leider kann ich dieses Mal nicht in die Habsburg kommen... Bei unserer internationalen Weihnachtsfeier haben wir die Küchenarbeit aufgeteilt, ich bin zuständig für das Dessert. Ich versuche mich am Schoggikuchen von Sven Epiney. Ich habe zwar keine Waage, Messbecher geschweige denn Kuchenform, aber Improvisation kommt immer gut :-)

Ausserdem haben hier in Litauen die Supermärkte heute bis 20.00 Uhr offen, falls alles in die Hosen bzw. in den Abfall geht kann ich nochmals Zutaten kaufen und einen zweiten Versuch starten.

Liebe Grüsse aus Kaunas und feiert schön!

Markus

Merry Christmas!

23 Dezember 2006

23.12.2006 Abschiedsprozedere

Ich glaube dass mein Aufenthalt in Litauen der bestdokumentierte Abschnitt meines Lebens ist. Zu den 1'400 Fotos (4 GB) die ich gemacht habe kommen jetzt noch 3'800 (7 GB) Fotos und Videos von meinen Mitstudenten. Um an diese Daten ranzukommen fuhr ich zusammen mit der Slowakei und meiner externen Festplatte ins Studentenwohnheim. Nach stundenlangem Rumkopieren gab’s noch eine feine Überraschung: Audrey hatte irgendwie eine französische Käse-Fondue-Mischung aufgetrieben, was in mir ein bisschen ein „Schweizer Heimat“-Feeling auslöste. Lecker!

Danach folgten die unvermeidbaren Abschiedszeremonien. Seit der Abschiedsparty von letztem Samstag verabschiedet man sich die ganze Zeit von allen möglichen Leuten um sie danach wieder zu treffen…
Ich glaube ich habe mich von Mantas schon dreimal verabschiedet, weiss jetzt aber schon dass ich ihn sicher noch einmal im Januar sehen werde. Der „Running Gag“ in der Dormitory ist folgender Spruch: „Don’t say goodbye, say see you!“.

Nachdem dem Besuch im Studentenwohnheim fuhren wir zurück ins Zentrum und zur Party in der Wohnung von Charles und Quitterie (Ein Wunder das die Party überhaupt stattfand: Charles ist krank und verbrachte fünf Stunden im Spital, ausserdem fiel der Strom aus was nur mit dem Anzapfen von Nachbars Dose behoben werden konnte…).

Am Donnerstag war dann der letzte Besuch im Blue Orange Pub angesagt. Da für einige die letzte Prüfung am Donnerstag vorüber ging gab es immerhin einen Grund zu feiern. Die Runde bestand aus Charles, Quitterie, Mathieu, Maud, Matej und Kate, die übliche Downtown-Bande also. Später gesellten sich noch Julia und Astrid dazu. Die drei litauischen Girls Ugnė, Daiva und Jolita überraschten uns mit Tassen, verziert mit Widmung und Weihnachtsschmuck.

Ausser mir werden Matej, Kate und Maud während Weihnachten in Kaunas bleiben. Das heisst wir werden zusammen Weihnachten feiern. Der Menüplan ist noch nicht komplett besprochen, immerhin haben die Slowaken schon einen Plastikbaum für einen Franken gekauft! Wir knobelten per Los wer wem ein kleines Weihnachtspräsent schenken darf/muss. Ich liebe es ja so sehr Geschenke für Weihnachten auszudenken! Das ist wirklich etwas vom Härtesten… Ich habe aber zum Glück schon eine Idee mit was ich Kate beglücken werde.

Gestern fuhr ich nochmals ins Studentenwohnheim. Murat fliegt heute nach hause und darum trafen wir uns noch einmal mit meinem Mentor Edita. Das Wohnheim ist nun beinahe ausgestorben und wir hatten ein ganzes Stockwerk und die Küche für uns. Edita war gierig auf unsere Fotos und Videos und gemeinsam mit Murat, Maud, Damien und seiner Freundin Rima übten wir uns in der kollektiven Biervernichtung. Murat offerierte noch eine Flasche Medus, die er geschenkt bekommen hatte, hässlich! Medus ist ein typisch litauisches Getränk und ist ein Mix von Bier und Honig mit 12 Volumenprozenten. Nicht gerade mein Geschmack…

Edita und ich verabschiedeten sich später von dem Gelage und ich wollte eigentlich nur mit ihr, Audrius und zwei Bekannten ins Zentrum zurückfahren. Natürlich kam alles anders und endete in einer Pizza- und Weissweinorgie. Das war das erste Mal, dass ich Litauer beim Weintrinken gesehen habe! Audrius hatte sich gerade ein neues Auto gekauft und war in guter Laune, folglich bezahlte er die ganze Runde ohne mit den Wimpern zu zucken.

20 Dezember 2006

16.12.2006 Goodbye-Party

Mein Aufenthalt hier in Litauen neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu. Wie gerufen kam da die Goodbye-Party vom letzten Samstag, organisiert von ISM. Zur allgemeinen Enttäuschung kam jedoch nur etwa die Hälfte der Erasmus-Studenten, immerhin gab’s als Abschlussgeschenk ein ISM-T-Shirt, einen Keyholder plus eine CD mit Bildern als Erinnerung. Wie bei der Willkommensparty reservierte Mantas das oberste Stockwerk vom Fortas Pub. Da das Erasmus-Budget nicht vollkommen ausgeschöpft war gingen alle Chicken Schaschlik, Biere und Wodka-Flaschen auf die Kappe von ISM.
Überflüssig zu sagen das der Abend sehr kurzweilig war…

Am folgenden Montag absolvierte ich meine letzte Abschlussprüfung. Die akademische Beschäftigungstherapie ist nun definitiv vorbei! Was natürlich kräftig gefeiert werden musste. Zitat Maud: „The beer is so cheap here, you HAVE to drink it!“

16 Dezember 2006

01.12.2006 ERASMUS-Day 2006

Zuerst wieder einmal Entschuldigung für meine geringe Blog-Aktivität. Im Moment finden gerade die Schlussprüfungen statt. Ausserdem brannte der Müllcontainer vor unserem Haus und in der Altstadt wurde gemordet, was aber keine Entschuldigung meinerseits ist, schon eher die im Moment sehr unstabile Internet-Verbindung.

Kommen wir nun zu einem Anlass in der Vergangenheit, über den ich eigentlich schon lange berichten wollte. Am 1. Dezember fand in Vilnius der ERASMUS-Day 2006 statt, das heisst alle ausländischen Studenten die im Moment in Litauen studieren kommen zusammen um Party zu machen.

Zuerst fuhren wir per Bus von Kaunas nach Vilnius, um im Hotel Ecotel einzuchecken. Ich kam mir vor mir vor wie beim Städtlilauf: Nach dem Schlussspurt (Registration) erhielt jeder Läufer (Student) einen Billigversion-Rucksack mit allerlei „Gschmäus“ darin. Neben dem besagten Rucksack einen Schal, ein T-Shirt („Wild enough for Erasmus in Lithuania? Me, yeah!“), Kugelschreiber und eine Broschüre über das ERASMUS-Programm in Litauen. Alles bedruckt und beschildert, damit man auch ja weiss, wem man diese Geschenke zu verdanken hat.

Weiter im Programm ging’s um 18:30 mit dem Zusammentreffen aller Studenten auf dem Kathedralen-Platz in Vilnius (dort wo der Staatsbesuch stattfand, 5.09.2006). Gemäss den Veranstaltern versammelten sich 500 ERASMUS-Studierende und ca. 100 Litauer an diesem Abend! Wir erhielten kleine ISM-Fähnchen und ausserdem waren wir im Besitz einer grossen ISM-Flagge. Danach folgte die ERASMUS-Parade.

ISM war Co-Veranstalter und wir hatten somit das Glück, als erste Universität abzulaufen. Ich hatte wirklich nicht erwartet was auf uns zukam: Zuvorderst ein Polizei-Auto mit Blaulicht, danach eine Art Fasnachts-Trömmeli-Gruppe, dann folgte unsere ISM-Fahne und der ganze Studentenpack. Wir liefen auf dem Gedimino prospektas, dem schönsten Boulevard von Vilnius Richtung Nachtclub, wo der Rest stattfinden würde.
Es war ein ziemlich seltsames Gefühl, auf dem abgesperrten Boulevard zu laufen während die Trommelgruppe Jingle Bells spielte und von einer Menge Schaulustiger angeglotzt zu werden. Wie ein Trimuphzug, ohne das wir etwas zu triumphieren gehabt hätten; jedenfalls war es ein Riesen-Spass.

Der 5-stöckige Nachtclub Pramogų Bankas sieht von aussen mehr wie ein Opernhaus aus. Bevor wir das Haus stürmen konnten fand vor dem Club noch eine Fire Dance Show statt. Danach ging es endlich rein in den edlen Schuppen, Apéro-Häppchen und Lounge-Sessel. Als nächstes fand die eigentliche Party statt, mit einem Konzert der litauischen Folk-Band Sutaras, Tanzunterricht, Dinner, Konzert der Band inCulto, einer ERASMUS-Torte und zum Schluss Disco.

A propos inCulto: Per Zufall habe ich im Supermarkt eine CD dieser Gruppe entdeckt, einige MP3s können hier runtergeladen werden, Anspieltipp „Welcome To Lithuania").

Die Stimmung während der ganzen Feier war ausgesprochen gut, der Anlass war perfekt organisiert, ein Bus-Shuttle zum Hotel stand bereit als wir todmüde den Club verliessen. Und das Sahnehäubchen zum Schluss: Alles umsonst! Das einzige was man selbst bezahlen musste waren die Drinks (die ersten vier jedoch gratis).

Der ganze Anlass soll 60'000 Franken gekostet haben. Danke ERASMUS, SOKRATES und Europäische Union für die Kohle!

Natürlich war auch das Frühstück umsonst, und es hat gemundet…

09 Dezember 2006

30.11.2006 La grande bouffe royale

Als Ausländer in Litauen hat man das Glück das in einigen Kinos beinahe alle Filme im Originalton (in der Regel Englisch) gezeigt werden. Somit keine Probleme für uns, den neuen James Bond-Film „Casino Royale“ hier in Kaunas anzuschauen. Kostenpunkt: Fünf Franken. Diesmal bestand die Gruppe aus Mathieu, Charles, Quitterie, Julia, Astrid und mir. Ich lasse mich jetzt nicht über den neuen 007-Streifen aus (bin ja kein Filmkritiker), möchte aber anmerken das der Film in einigen Belangen atypisch ist, trotzdem aber sehenswert. Ich benutzte meine spärliche Freizeit um sämtliche vier Bond-Filme mit Pierce Brosnan anzuschauen, um mir danach ein Urteil zu erlauben...

Jedenfalls war der Film um 21.00 Uhr zu Ende und wir wollten eigentlich nach Hause gehen, aber das Unplanbare kann man nicht planen. Im Kino (das sich in einem Einkaufszentrum befindet) fand zur gleichen Zeit eine Premierenparty für den Film „A good year“ statt. Wie es der Zufall so wollte war der Organisator der Party der Nachbar von Charles und Quitterie, welcher uns prompt zur Feier einlud.

Das hiess für uns Häppchen, Sandwiches, Getränke (Bier, Wein, Sekt, Cognac, Kaffee) und Torte für umsonst. Ausserdem unterhielten ein DJ zusammen mit einem Saxophonspieler und eine Rock ‚n’ Roll Cover-Band. Natürlich blieben wir ein bisschen länger und um 2 Uhr morgens musste uns der Nachtportier helfen, ein Taxi zu bestellen. Nicht das wir nicht mehr im Stande gewesen wären, ein Taxi zu rufen! Ruft man die Zentrale an uns spricht Englisch ist sehr wahrscheinlich das kein Taxi verfügbar ist (was aber nicht stimmt), versucht man es in litauisch versteht es niemand. Darum ist ab und zu die Hilfe eines „richtigen“ Litauers sehr wertvoll…
Ruft nämlich ein „Einheimischer“ an klappt immer alles wie am Schnürchen, so auch dieses Mal.

08 Dezember 2006

26.11.2006 Moskau: Tag 3

Den letzten Tag in der russischen Hauptstadt starteten wir mit einem Ausflug zum „Allrussischen Austellungszentrum“ VDNKh. Das Gelände besteht aus diversen Pavillons und Brunnen, die als Ausstellungsgelände für die volkswirtschaftlichen Errungenschaften der UdSSR dienten.

Heute wird in den Pavillons vor allem Unterhaltungselektronik und Touristen-Billig-Ramsch verkauft. Hier habe ich die nach meiner Meinung schönste Lenin-Statue gesehen, ausserdem Tupolev-Flugzeuge und die Startrampe von Juri Gagarin sowie das Denkmal „Für die Eroberer des Weltraums“, ein Sputnik-Start.

Auf dem ganzen Ausstellungsgelände wimmelt es von Hämmern und Sicheln, ziemlich beeindruckend. Aber nach zwei Tagen Hardcore-Sightseeing war am letzten Tag die Luft ein bisschen raus, wir watschelten noch ein bisschen durch Moskau und betätigten Souvenirkäufe.

Pünktlich um 20.00 fuhr unser Bus zurück in Richtung Kaunas. Wir hatten wieder Glück, der Bus war halbvoll, somit mindestens zwei Sitze für jedermann. Diesmal waren nur Menschen an Bord, keine stinkenden Köter.

07 Dezember 2006

25.11.2006 Moskau: Tag 2

Natürlich war auch der zweite Tag vollkommen auf Sightseeing ausgerichtet, am Morgen früh ging es zuerst einmal auf den Roten Platz, wie immer. Noch ein Kommentar dazu: Mein erster Eindruck vom Roten Platz war: Ist der winzig! Schuld daran war wohl das der halbe Platz für den Bau einer Eisbahn (?) und den obligatorischen Weihnachtsbaum gesperrt war. Läuft man jedoch den Platz ab merkt man wie gross er doch ist. Weitere Infos wieso der Rote Platz so heisst und nicht ist gibt’s chier.

An den Roten Platz grenzen der Kreml, St. Basil’s Cathedral (die mit den farbigen Zwiebeltürmen) und das Kaufhaus GUM an. Das Mausoleum des ollen Lenin befindet sich auch noch auf dem Platz, wir konnten ihn jedoch nicht besichtigen, er hatte gerade Ferien. Kein Verlust für mich, ich war nicht wirklich scharf darauf Madame Tussauds goes Russia zu sehen.

L E N I N

Die Firma TOI TOI hat wohl einen Exklusiv-Vertrag mit der russischen Regierung ausgehandelt, jedenfalls sind alle öffentlichen Toiletten um den Roten Platz mobile Toilettenkabinen. Zwischen drei und sechs Kabinen sind jeweils aneinandergereiht, wobei eine immer als Stützpunkt für die Toilettenreinigungskraft dient. Als Nachwehe des Kommunismus gibt es in Russland immer noch Jobs die eigentlich überflüssig sind: besagte Putzfrauen oder die Aufsicht in der Metro die den ganzen Tag visuell kontrolliert ob die Rolltreppen funktionieren…

Plastic in a row and a pigeon.

Nachdem unsere Rucksäcke bei der Gepäckaufgabe die Röntgenkontrolle bestanden und deren Träger die Sicherheitskontrollen überwunden hatten befanden wir uns dann im Herzen der Macht, im Kreml. Ausser den Regierungsgebäuden die nicht öffentlich zugänglich sind befinden sich innerhalb der Mauern verschiedene Kirchen, die 190 Tonnen (!) schwere Zarenglocke und eine riesige Zarenkanone. Per Zufall trafen Matej und Kate vier slowakische Landsgenossen. Sie hätten die Sonne seit ihrer Ankunft in Moskau nicht mehr gesehen, und das war immerhin vor einem Monat! Wir konnten uns also nicht über den bewölkten Himmel und Regen beklagen…

Weiter im Takt mit den Hauptsehenswürdigkeiten ging’s an die Ufer der Moskwa und zur dort gelegenen Cathedral of Christ the Saviour, die grösste Russisch-orthodoxe Kirche überhaupt. 1931 liess Stalin die 1883 vollendete Kirche abreissen um den Palast der Sowjets zu errichten. Dies ging leider nicht und es wurde ein Schwimmbad gebaut (toll, beheizbar!). Die Kathedrale wurde erst zwischen 1992 und 2000 wieder aufgebaut, darum glänzen die goldenen Zwiebeltürme wohl so stark…

Cathedral of Christ the Saviour

Auf dem Weg zum Monument Peter des Grossen kamen wir an der Schokoladenfabrik „Roter Oktober“ vorbei (kein Scherz, die gibt es wirklich, guckst du chier. Im Fabrikladen habe ich mir dann sogar noch eine Mandelschoggi gekauft.

Am Abend folgte eine weitere Nightshot-Session rund um den Roten Platz. Dabei trafen wir einen englischsprachigen Korrespondenten, der den einzigen Satz den er aufzeichnen musste ca. 20 Mal wiederholte. Die Kombination von Hemd/Krawatte/Veston mit Jeans und Sneakers ist wohl der letzte Korrespondenten-Chic, kein Wunder wenn man nur vom Bauchnabel aufwärts gefilmt wird.

Danach schnupperten wir Weltluft im grössten Kaufhaus Russlands, GUM. Auf drei Stockwerken findet man hier alle Luxusmarken der Welt. Alle 30 Meter trafen wir Swatch-Engel, die den lieben langen Tag herumschaukelten und lächeln durften, ein toller Studentinnen-Job! Leider besassen wir nicht die benötigte Kaufkraft, deshalb schlenderten wir ein bisschen durch die toll erleuchteten Hallen.

Zum Abschluss wollten wir uns in einem unscheinbaren Café noch ein Bierchen gönnen. Moskau ist ja teuer, heisst es, dieses Mal erlebten wir diese Begebenheit bei lebendigem Leib: das billigste Bier kostete 11 Franken. Konfrontiert mit diesem Preis-Schock machten wir auf dem Absatz kehrt und verliessen das Café. Das Eskimo-Lager im Hostel war leider schon weiter gezogen.

03 Dezember 2006

24.11.2006 Moskau: Tag 1

Nach dem wir am Rigaer Bahnhof ausgeladen wurden machten wir uns zuerst auf die Suche nach unserem Hostel, d.h. wir hatten unsere Wegbeschreibung wie wir dorthin kommen sollten. Nach ein paar Irrungen und Wirrungen in den Unterführungen fanden wir dann die Metro-Stationen und fuhren in den Stadtteil Kitai Gorod. Unser Hostel kann ich nur empfehlen, modern eingerichtet, klein aber fein. Dort erhielten wir eine Stadtkarte von Moskau in der alle Strassen und auch Metro-Stationen in lateinisch und kyrillisch verzeichnet waren, was das Leben schon viel angenehmer macht.

Unser Hostel befand sich unweit des Roten Platzes, selbstverständlich sprangen wir zuerst dort hin. Leider spielte das Wetter nicht mit, total bewölkt und regnerisch. Das Wetter blieb für die Dauer unseres Trips bewölkt, dafür herrschten angenehme Temperaturen um die fünf Grad.

Wir spazierten ein bisschen in der Stadt herum, wobei mir drei Dinge ins Auge stachen:

1. Es hat mehr McDonald’s-Filialen in Moskau als ich gedacht hätte und auf kyrillisch sieht der Schriftzug ziemlich witzig aus (Mak Донладс)

2. Die Strassen, Bürgersteige und Plätze in Moskau lassen OpenAir-Feeling aufkommen, überall Schlamm und Dreck. Da hilft nur Hosen hochkrempeln, waten und springen… Leider habe ich keine Erklärung warum es so schlammig war, ich meine es hatte zwar Baustellen aber nicht so viele, um die ganze Stadt im Dreck zu ertränken. Was uns auch schon zu Punkt 2.1 bringt: Wegen dem Schlamm sehen die Autos auch entsprechend aus. Teilweise waren sie so dreckig, dass man die Nummernschilder nicht mehr lesen konnte! Ob Lada oder Mercedes S600, alle Fahrzeuge standen vor Dreck.

3. In Moskau leben bekanntlich ja ziemlich viele Millionäre oder zumindest reiche Leute, was auf den Strassen offensichtlich ist: Ich habe noch nie so viele Luxus-Autos auf einem Fleck gesehen (Mercedes S-Klasse, BMW 7xx, Hummer, Jaguar und riesige Amerikaner-Kisten). Ich wunderte mich warum so viele Luxus-Autos an der Strasse oder auf den Gehsteigen parkiert sind, deren Fahrer entweder schliefen oder Zeitung lasen, bei laufendem Motor. Nach einer Weile dämmerte es mir: Privat-Chauffeure weit und breit.

There's a house in the middle of the street.

Kleiner Einsprengsel: Mein Name auf Russisch lautet Маркус Монинг.
Beim weiteren Bummeln merkt man schnell, dass Lenin omnipräsent ist. Vor allem in der U-Bahn findet man noch überall Sovjet-Sterne, Lenin-Porträts, Hammer und Sichel, etc. Die Metro an sich ist schon eine Sehenswürdigkeit: Die Haltestellen sind riesige Hallen, zum Teil mit Marmor verkleidet, Kronleuchter und überraschenderweise absolut sauber.

Am Nachmittag machten wir uns zur Lomonossow-Universität oder Staatliche Universität Moskau (MGU) auf. Verglichen damit sind die zwei Stockwerke der FHS an der Kreuzbleiche ein Fliegenschiss. Die Universität gehört zu den sogenannten „Sieben Schwestern“, sieben Wolkenkratzer erbaut im stalinistischen Zuckerbäckerstil. Das Hauptgebäude ist 240 Meter hoch und sieht einfach gigantisch aus. 30'000 studieren angeblich an der MGU.

Moscow State University

Was mich am meisten an Moskau beeindruckt hat sind die Grössenverhältnisse. Riesige Gebäude, Strassen, Plätze, alles ist imposant, wuchtig, beeindruckend und überdimensioniert.

Nachmittags um 16.00 Uhr beginnt die Sonne unterzugehen (wenn man sie gesehen hätte…). Wir verbrachten unsere Zeit in der alten und der neuen Arbat Strasse. New Arbat kam mir vor wie Las Vegas, Casinos und grelle Leuchtreklamen überall, definitiv nicht was ich von Moskau erwartet hätte. Da ich kein Stativ dabei hatte musste ich mit kleinen Mauern, dem Boden und Feuerzeug experimentieren, um ein paar schöne Bilder in der Nacht hinzukriegen. Zurück in der Nähe des Roten Platzes entlang der Kreml-Mauer befindet sich das Grabmal des Unbekannten Soldaten, wir waren gerade rechtzeitig dort um die Wachablösung mitzuverfolgen. Beim Wechsel stapft die Ehrengarde mit ziemlich grossen Schritten, 110 Grad gemäss Alexander Kavun. Das Bild gibt’s hier zum Angucken.

Tomb of the Unknown Soldier

Zurück im Hostel waren wir gespannt, wer wohl alles mit uns im gebuchten 10er-Schlag die Nacht verbringen wird. Ich hatte alles erwartet, nicht jedoch eine Mutter mit ihren vier Kindern, die offensichtlich aus dem asiatischen Teil von Russland stammten. Entschuldigung für den politisch inkorrekten Ausdruck, aber ich kam mir vor wie in einem Eskimo-Ferienlager. Kommunikation lag nicht drin (nur Russisch), wir einigten uns aber trotzdem irgendwann aufs Lichterlöschen und gute Nacht.