03 Dezember 2006

24.11.2006 Moskau: Tag 1

Nach dem wir am Rigaer Bahnhof ausgeladen wurden machten wir uns zuerst auf die Suche nach unserem Hostel, d.h. wir hatten unsere Wegbeschreibung wie wir dorthin kommen sollten. Nach ein paar Irrungen und Wirrungen in den Unterführungen fanden wir dann die Metro-Stationen und fuhren in den Stadtteil Kitai Gorod. Unser Hostel kann ich nur empfehlen, modern eingerichtet, klein aber fein. Dort erhielten wir eine Stadtkarte von Moskau in der alle Strassen und auch Metro-Stationen in lateinisch und kyrillisch verzeichnet waren, was das Leben schon viel angenehmer macht.

Unser Hostel befand sich unweit des Roten Platzes, selbstverständlich sprangen wir zuerst dort hin. Leider spielte das Wetter nicht mit, total bewölkt und regnerisch. Das Wetter blieb für die Dauer unseres Trips bewölkt, dafür herrschten angenehme Temperaturen um die fünf Grad.

Wir spazierten ein bisschen in der Stadt herum, wobei mir drei Dinge ins Auge stachen:

1. Es hat mehr McDonald’s-Filialen in Moskau als ich gedacht hätte und auf kyrillisch sieht der Schriftzug ziemlich witzig aus (Mak Донладс)

2. Die Strassen, Bürgersteige und Plätze in Moskau lassen OpenAir-Feeling aufkommen, überall Schlamm und Dreck. Da hilft nur Hosen hochkrempeln, waten und springen… Leider habe ich keine Erklärung warum es so schlammig war, ich meine es hatte zwar Baustellen aber nicht so viele, um die ganze Stadt im Dreck zu ertränken. Was uns auch schon zu Punkt 2.1 bringt: Wegen dem Schlamm sehen die Autos auch entsprechend aus. Teilweise waren sie so dreckig, dass man die Nummernschilder nicht mehr lesen konnte! Ob Lada oder Mercedes S600, alle Fahrzeuge standen vor Dreck.

3. In Moskau leben bekanntlich ja ziemlich viele Millionäre oder zumindest reiche Leute, was auf den Strassen offensichtlich ist: Ich habe noch nie so viele Luxus-Autos auf einem Fleck gesehen (Mercedes S-Klasse, BMW 7xx, Hummer, Jaguar und riesige Amerikaner-Kisten). Ich wunderte mich warum so viele Luxus-Autos an der Strasse oder auf den Gehsteigen parkiert sind, deren Fahrer entweder schliefen oder Zeitung lasen, bei laufendem Motor. Nach einer Weile dämmerte es mir: Privat-Chauffeure weit und breit.

There's a house in the middle of the street.

Kleiner Einsprengsel: Mein Name auf Russisch lautet Маркус Монинг.
Beim weiteren Bummeln merkt man schnell, dass Lenin omnipräsent ist. Vor allem in der U-Bahn findet man noch überall Sovjet-Sterne, Lenin-Porträts, Hammer und Sichel, etc. Die Metro an sich ist schon eine Sehenswürdigkeit: Die Haltestellen sind riesige Hallen, zum Teil mit Marmor verkleidet, Kronleuchter und überraschenderweise absolut sauber.

Am Nachmittag machten wir uns zur Lomonossow-Universität oder Staatliche Universität Moskau (MGU) auf. Verglichen damit sind die zwei Stockwerke der FHS an der Kreuzbleiche ein Fliegenschiss. Die Universität gehört zu den sogenannten „Sieben Schwestern“, sieben Wolkenkratzer erbaut im stalinistischen Zuckerbäckerstil. Das Hauptgebäude ist 240 Meter hoch und sieht einfach gigantisch aus. 30'000 studieren angeblich an der MGU.

Moscow State University

Was mich am meisten an Moskau beeindruckt hat sind die Grössenverhältnisse. Riesige Gebäude, Strassen, Plätze, alles ist imposant, wuchtig, beeindruckend und überdimensioniert.

Nachmittags um 16.00 Uhr beginnt die Sonne unterzugehen (wenn man sie gesehen hätte…). Wir verbrachten unsere Zeit in der alten und der neuen Arbat Strasse. New Arbat kam mir vor wie Las Vegas, Casinos und grelle Leuchtreklamen überall, definitiv nicht was ich von Moskau erwartet hätte. Da ich kein Stativ dabei hatte musste ich mit kleinen Mauern, dem Boden und Feuerzeug experimentieren, um ein paar schöne Bilder in der Nacht hinzukriegen. Zurück in der Nähe des Roten Platzes entlang der Kreml-Mauer befindet sich das Grabmal des Unbekannten Soldaten, wir waren gerade rechtzeitig dort um die Wachablösung mitzuverfolgen. Beim Wechsel stapft die Ehrengarde mit ziemlich grossen Schritten, 110 Grad gemäss Alexander Kavun. Das Bild gibt’s hier zum Angucken.

Tomb of the Unknown Soldier

Zurück im Hostel waren wir gespannt, wer wohl alles mit uns im gebuchten 10er-Schlag die Nacht verbringen wird. Ich hatte alles erwartet, nicht jedoch eine Mutter mit ihren vier Kindern, die offensichtlich aus dem asiatischen Teil von Russland stammten. Entschuldigung für den politisch inkorrekten Ausdruck, aber ich kam mir vor wie in einem Eskimo-Ferienlager. Kommunikation lag nicht drin (nur Russisch), wir einigten uns aber trotzdem irgendwann aufs Lichterlöschen und gute Nacht.