Guten Tag! Es hat eine Weile gedauert bis ich wieder einmal Zeit gefunden habe, an meinem Blog herumzuwerkeln, was jedoch nicht heisst das hier in Kaunas nichts passiert ist. Kapitel 1 der kleinen Kaunasser Geschichten:
Am Dienstag vor einer Woche hat es geregnet – ausserhalb und innerhalb unserer Wohnung. Also eigentlich hat es ja nur in meinem „Zimmer“ geregnet, bzw. getropft. Warum wissen wir und der Vermieter bis jetzt noch nicht, muss aber irgendwie mit den kalten Temperaturen zusammenhängen. Jedenfalls hat es seither immer wieder einmal geregnet und mein dreiteiliges Dachfenster hielt dicht. Kein Grund zur Beunruhigung also.
Tags darauf fand ein Fotoshooting für alle Erasmus-Studenten statt. Unsere Köpfe werden in der neuen ISM-Broschüre abgebildet, ich bin wirklich gespannt auf das Resultat. Mit einer Ausnahme haben es sogar alle Studenten zum Termin geschafft, das ist schon eine tolle Leistung! Danach gab es ein Einzel-Shooting von mir. Ich glaube, die haben nur meinen Kopf fotografiert, war trotzdem ein komisches Gefühl, ich bin lieber hinter als vor der Kamera. Grund für diese Einzel-Session ist ein Text, den ich für das International Office verfasst habe, der auch in der neuen Broschüre abgedruckt wird (Hey, ich werde berühmt!).
Als ich wieder einmal mit Murat durch die Stadt lief suchte dieser einen Zahnarzt. Zähne reinigen in Litauen: 1.25 Franken pro Zahn.
Dann ist da noch das Kino-Fieber ausgebrochen. Donnerstag vor einer Woche sahen wir „Boratas“ (kriegte beinahe Lachkrämpfe, auch wenn einige Witze unterstes Niveau sind) und am Freitag sahen wir einen Film, der so grottenschlecht ist das ich mich nicht getraue, den Namen hinzuschreiben. Mein Gewissen bleibt jedoch rein, es war Kate’s Idee, diesen Film zu schauen, nicht meine.
Am Wochenende pflege ich jeweils durch die Stadt zu laufen, bewaffnet mit meiner Kamera. Leider gab’s hier schon lange keinen blauen Himmel mehr, dafür sind die Temperaturen um angenehme 5 Grad in den letzten beiden Wochen. Letzten Samstag fuhr ich dann wieder zum Kauno Marios, dem Stausee in der Nähe der Stadt. Zwei Erkenntnisse: Der See ist immer noch ziemlich dreckig (wen wundert’s) und bewölkter Himmel mit starkem Wind machen ein Naherholungsgebiet auch nicht attraktiver.
Dafür bin ich letzthin zum ersten Mal mit einem so genannten „Microbus“ gefahren. In den Strassen von Kaunas wimmelt es von diesen Mini-Bussen, die wie normale Autobusse eine gewisse Strecke abfahren, jedoch kann man an jedem beliebigen Ort halten oder zusteigen. Sozusagen ein Taxi mit festgelegter Fahrstrecke. Im Microbus ist es ziemlich witzig: Zuerst sitzt man irgendwo ab (wenn man nicht vorher wegen der abrupten Fahrweise der Chauffeuren hinfällt), das Kleingeld für den Fahrpreis wird von hinten nach vorne durchgereicht und das Billett und Restgeld wird dann wieder nach hinten durchgereicht. Wenn man also vorne sitzt ist man eigentlich nur damit beschäftigt, Kleingeld weiterzuleiten.
Andere Studenten erzählten mir, dass die Microbusse wie die Henker herumführen. Leider kann ich das nicht bestätigen, bei der Ausfahrt vom Einkaufszentrum kam uns nur ein Geisterfahrer entgegen, was unseren Fahrer zu einem Ausweichmanöver veranlasste auf das sogar die Instruktoren von Veltheim stolz gewesen wären…
Den „Schnudderi“ habe ich nach meinem Kreuzberg-Ausflug auch noch bekommen, den polnischen Hersteller meiner Taschentücher wird’s freuen.
Ich avanciere langsam zum Shopping-Assistenten, zuerst Schuhe einkaufen mit Murat, letzten Montag Mantel-Kauf mit Cees. Cees besitzt jetzt also einen schönen Mantel (in der Dormitory sagen ihm nun alle nur noch „Mr. President“) und ich hatte das Gefühl, ich müsse doch auch irgendetwas einkaufen. Zum Glück waren im Supermarkt die „Abtröchnixtüechli“ im Sonderangebot, 3 für 2! Jetzt macht Geschirr abtrocknen wieder Spass!
Am Mittwoch dann das Unfassbare: Der gefürchtete Gang zum Friseur! Eigentlich wollte ich ja nur in den Friseur-Salon (den mir Murat und Edita empfohlen haben) um einen Termin zu vereinbaren. Eine Stunde später sass ich dann schon auf dem Folterstuhl. Ich hatte extra meinen Laptop mitgenommen, um mein gewünschtes Frisur-Endprodukt bildlich zu erklären. Die Dame am Empfang sprach nämlich ein bisschen Englisch, meine Friseuse nicht.
Die litauische Friseuse hatte eine gänzlich andere Herangehensweise als meine Friseuse in der Schweiz, für mich Schock und Verwunderung zugleich. Ich will jetzt aber niemanden mit einem detaillierten Bericht langweilen, wie meine Haare kürzer wurden.
Das Endresultat kann sich jedoch sehen lassen. Die ganze Prozedur dauerte jedoch ganze 1,5 Stunden, verglichen mit ca. 25 Minuten in der Schweiz. Ich richtete mich schon auf eine exorbitant hohe Rechnung ein, musste mir dann jedoch das Lachen verkneifen: 35 Litas (17 Franken). Ich sollte nun eigentlich jede Woche zum Friseur gehen…
Gestern feierten Murat, Maud und ich unsere überstandene Abschlussprüfung im Litauisch-Kurs mit ein paar Bier und einem Essen. Ich weiss jetzt immerhin das „Karbonada“ in Litauen ein Schnitzel bedeutet. Danach ging’s wieder einmal in die Ägypter-Bar Ramzis II. Ich darf mich wohl langsam Bauchtanz-Experte schimpfen. Im Ramzis II wird nämlich beinahe jeden Abend kostenlose Bauchtanz-Unterhaltung angeboten. Es wird mit der Zeit jedoch ein bisschen langweilig, weil immer die gleichen Leute zur gleichen Musik tanzen, und Bauchtanz sowieso immer irgendwie gleich aussieht. Höhepunkt ist jedoch ein Typ, dem wir den Namen „Spinning Prince“ gegeben haben. Dieser dreht sich bekleidet in eine Art Pyjama und Regenbogen-Cape 3 Minuten lang ständig um die eigene Achse ohne umzufallen. Respekt.
Soviel zum Leben in Kaunas. Noch einen Monat und dann ist das Austausch-Semester auch schon wieder gelaufen. Wie schnell doch die Zeit vergeht! Beinahe alle verbleibenden Wochenenden sind schon verplant, z.B. findet am 1. Dezember ein Erasmus-Day in Vilnius statt. Dort treffen sich alle Erasmus-Studenten aus Litauen für ein Essen, Konzerte und Parties. Netterweise werden Transportkosten und Hotelübernachtung von der Universität bezahlt.
Ein kleines Rätsel zum Schluss:
Nächstes Wochenende werde ich einen mehrtägigen Ausflug in eine grosse Stadt unternehmen. Die Stadt wird in einem Lied einer beknackten Gruppe besungen, die den Namen einer berühmten, historischen Persönlichkeit trägt. Die Gruppe kommt aus einem Land, das es nicht mehr gibt. [Edit: Ich hätte schwören können, dass diese Gruppe aus einem Land kommt welches nicht mehr exisitert, leider liege ich falsch. Das Land gibt es immer noch. Neuer Hinweis: Das Land ist ein Nachbarland der Schweiz.]
Wohin führt die Reise wohl?